Lehrstelle als Ladenhüter
Mühlheimer Unternehmen registriert keine Resonanz auf angebotenen Ausbildungsplatz / Schule bestätigt geringes Interesse
Von Matthias Dahmer
Artikel aus der Offenbach Post vom 26. Juli 2005
www.op-online.de
Der allgemeinen Klage über einen Mangel an Lehrstellen kann sich die
Mühlheimer Firma Sattler KunststoffWerk GmbH nicht so ganz anschließen. Um
jugendlichen Schulabgängern aus Mühlheim die Chance auf einen
Ausbildungsplatz zu bieten, hatte sich Betriebsleiter Matthias Schnell
Ende Juni an die Friedrich-Ebert-Schule gewandt. Dort gab man das
Anbebot - ab 1. September eine Lehrstelle als so genannter
Teile-Zurichter - an die entsprechenden Abschlussklassen der
Hauptschule weiter. Resonanz bislang: null.
"Nach der zweijährigen
Ausbildung als Teile-Zurichter, der einem Schlosser zuarbeitet, hat man
einen Facharbeiter-Abschluss", berichtet Betriebsleiter Schnell. Bei
entsprechendem Interesse könnten die Auszubildenden ein weiteres Jahr
dranhängen und hätten dann die Ausbildung zum Schlosser in der Tasche.
"Und wir hätten den oder die dann auch übernommen", ergänzt er.
Man
habe das Lehrstellen-Angebot bewußt an die Hauptschüler gerichtet, da
die Ausbildung vor allem Praxisorientiert sei, die Noten im
Abschlusszeugnis der Bewerber spielen laut Schnell nicht die Hauptrolle.
Die
Sattler KunststoffWerk GmbH liefert seit 1970 Rohstoffe für die
Kunsstoffverarbeitung. Schwerpunkt des 18 Mitarbeiter zählenden
Unternehmens ist die Einfärbung von thermoplastischen Kunststoffen. Zu
den Kunden zählen die Automobil- und die Elektroindustrie.
Woran es
liegt, dass sich auf das Lehrstellen-Angebot bislang niemand gemeldet
hat, darüber kann Betriebsleiter Matthias Schnell nur rätseln:
"Wahrscheinlich geringes Interesse", meint er schulterzuckend.
Bestätigt
wird das von Christoph Müller, Leiter der Friedrich-Ebert-Haupt- und
Realschule: "Die Schulabgänger wollen teilweise überhauptkeine
Lehrstelle haben", so seine Erfahrung. Der größte Teil, insbesondere
jene mit guten Noten, schielten auf ein weiteres Schülerleben an einer
Berufsfachschule. Dort sei es angesichts der Erfahrungen, welche die
Schüler während ihrer Berufspraktika gemacht hätten, mitunter auch
"stressfreier", formuliert Müller. Es sei zwar verständlich, dass
Schüler nach einem höheren Schulabschluss strebten, doch gerade die
besseren Haupt- oder Realschüler, die die Zugangsvoraussetzungen zu
weiterführenden Schulen erfüllten, gingen den Unternehmen verloren. "Da
ist eine Konkurrenzsituation zwischen weiterführenden Schulen und
Betrieben, welche die Unternehmen und Unternehmensverände noch nicht
erkannt haben", so der Schulleiter, der den Firmen rät, massiver um die
guten Schüler zu werben.
Im übrigen hätten Betriebe, die sich erst
zum Sommer um Azubis mit gutem Schulabschluss bemühten, wenig Chancen.
"Die Anmeldefristen für die weiterführenden Schulen sind bereits im
Frühjahr", sagt Müller.
An der Friedrich-Ebert-Schule haben seinen
Angaben zufolge von den rund 70 Hauptschulabgängern bislang nur 18
einen Ausbildungsplatz.
Übrigens: Die Firma Sattler KunststoffWerk
GmbH hat nach wie vor ihre Lehrstelle für den Beruf des
Teile-Zurichters zu vergeben: Interessenten können sich wenden an:
Matthias Schnell, Tel.: 06108/797840.